Ein Schreiben nach Düsseldorf
31. Mai 2019
Lehrer sind nicht gut geschult, um mit Traumata umzugehen. Helfen Psychologen?
Kommt bald Post von der Inde? Die Eschweiler Politik denkt über ein Schreiben an die Landesregierung in Düsseldorf nach. Foto: St. Steins
Eschweiler. Die meisten Lehrer sind nicht gut geschult, um mit Traumata von Kindern, die vor Krieg geflohen sind, umzugehen. Können Psychologen helfen?
Es war eine kurze Anfrage der sachkundigen Bürgerin Dagmar Göbbels (FDP), die sehr wahrscheinlich dazu führen wird, dass die Eschweiler Politik bald ein Schreiben an die NRW-Landesregierung schicken wird. „Ich denke, dass die ein oder andere Schule in der Region froh sein wird, wenn wir dieses Thema anpacken“, sagte Bürgermeister Rudi Bertram.
Unwille oder Trauma?
Es geht um Folgendes: Dagmar Göbbels habe mitbekommen, dass nicht alle Lehrer in der Lage seien, auf die Schicksale von Kindern, die vor Kriegen geflohen sind, einzugehen. „Das ist überhaupt nicht negativ gemeint“, betonte Dagmar Göbbels, die sehr darauf bedacht war, dass ihre Wortmeldung in keiner Weise wie ein Vorwurf in irgendeine Richtung interpretiert wird. „Lehrer können nicht immer erkennen, ob es Unwille ist oder ein Trauma, das bei den Kindern zu schulischen Schwierigkeiten führt. Werden die Schüler darauf vorbereitet? Gibt es Hilfen?“, fragte die sachkundige Bürgerin vorsichtig weiter.
Petra Seeger, die für die Verwaltung als Leiterin des Schulamtes an den Sitzungen des Schulausschusses teilnimmt, konnte auf die Fragen keine dezidierte Antwort liefern, weil sie nicht für das Lehrpersonal zuständig sei, denn das ist das Land NRW. Sie betonte aber, dass die Stadt in dieser Richtung sehr von den Angeboten des Kommunalen Integrationszentrum „profitieren“ würden.
Anderes Land, anderes Konzept
Als beratende Mitglieder haben Eschweiler Schulleiter Rederecht, wie etwa Winfried Grunewald vom städtischen Gymnasium. Er sagte, dass es seiner Schule zum Beispiel „Multiprofessionelle Teams“ gebe, die sich um die Schulsozialarbeit kümmern, Hilfe leisten – aber ein Psychologe im ursprünglichen Sinne ist nicht dabei. Die wären angesichts der Traumata der geflüchteten Schüler aber „gefordert.“
Auch der Vorsitzende des Schulausschusses, Dietmar Schultheis (SPD), räumte ein, dass auch er selbst als Lehrer „an seine Grenzen stößt“, wenn es um die beschriebenen Situationen mit Flüchtlingskindern gehe. Er verwies darauf, dass das Land Baden-Württemberg bereits ein Schulkonzept mit Psychologen umsetze.
Und die Integrationspauschale?
Deswegen sagte Bürgermeister Bertram: „Wenn die Lehrer Wünsche haben, sollten wir auch einen offiziellen Beschluss fassen und ihn als Auftrag des Schulausschusses formulieren.“ Und nach Düsseldorf schicken. Bertram zog den Fokus auch direkt auf, indem er die Integrationspauschale ansprach, mit der jede Kommune Integrationsangebote finanzieren kann. „Wir müssen schauen, wie die Pauschale weiter gezahlt wird, denn die Flüchtlingszahlen nehmen ab. Aber die Integration geht jetzt erst los.“ Deswegen sollte die Stadt Eschweiler konkrete Bedarf weiter benennen – unter anderem mit dem möglichen Brief nach Düsseldorf.
von Carsten Rose
Eschweiler Zeitung, 31.05.2019