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Wie die Integration der Ukrainer in Eschweiler gelingt

26. September 2024

Die Ukrainer Anna, Serhii, Alla und Oksana flohen vor dem russischen Angriffskrieg. In Eschweiler unterstützt sie Dagmar Göbbels. Wohnungen sind gefunden, Sprachkurse laufen, und es gibt Arbeitsperspektiven – doch die Bürokratie verlangsamt den Prozess.

Wie die Integration der Ukrainer in Eschweiler gelingt
Sorgen um die ursprüngliche Heimat Ukraine, Hoffnung, was das neue Leben in Deutschland angeht: Serhii, Anna, Alle und Oksana sehen Arbeitsperspektiven und werden dabei von Dagmar Göbbels (rechts) tatkräftig unterstützt. Foto: Andreas Röchter

Eschweiler. Die Sorgen um ihre Heimat sind für Alla, Oksana, Anna und Serhii in den letzten sieben Monaten nicht kleiner geworden. Bereits damals berichteten wir über die vier Ukrainer, die in Eschweiler Zuflucht vor dem Krieg gefunden haben. Die Geschehnisse in der Ukraine bleiben präsent – erst vor wenigen Tagen wurde Allas Sommerhaus durch einen russischen Bombenangriff zerstört, wie sie mit einem Foto auf ihrem Smartphone zeigt. Dennoch lautet für sie und ihre Landsleute das Motto: „Das Leben muss weitergehen.“

Der Nachbar als Dolmetscher

Damit dies gelingt und die Gruppe in Eschweiler Fuß fasst, spielt auch die Unterstützung der Indestädterin Dagmar Göbbels eine wichtige Rolle. Die ehemalige Kommunalpolitikerin war vom russischen Angriff am 24. Februar 2022 schockiert, nahm an den Solidaritätsbekundungen teil und entschied sich, zu helfen. Unterstützt wird sie von ihrem Nachbarn Sergei, der seit 28 Jahren in Eschweiler lebt und als Dolmetscher fungiert. Mittlerweile benötigen die vier Ukrainer seine Hilfe weniger, da sie Fortschritte beim Deutschlernen machen, auch wenn sie sich manchmal noch nicht trauen, diese zu zeigen. Für Dagmar Göbbels und Sergei steht fest: Sprachkurse sind wichtig, doch auch der Austausch mit anderen, vor allem am Arbeitsplatz, trägt zum Spracherwerb bei. Allerdings müssen zahlreiche bürokratische Hürden überwunden werden.

Arbeitsplatzangebot aus Haaren

Nach der Veröffentlichung des ersten Artikels meldete sich ein bekannter Handelsbetrieb für Baugeräte, Bauwerkzeug und Baumaschinen aus Aachen-Haaren mit einem Arbeitsplatzangebot für Serhii, der als gelernter Elektriker in seiner Heimat Inhaber eines eigenen Betriebs war. „Allerdings hatten Serhii und seine Frau Anna bei der Berufsberatung im Job-Center die Information erhalten, dass das Bestehen des B2-Sprachkurses Voraussetzung sei, um arbeiten zu können. Deswegen wollte Serhii das Angebot zunächst nicht annehmen, weil er das B2-Zertifikat noch nicht hat“, berichtet Dagmar Göbbels. Zum Glück konnte Serhii, dessen Tochter Alisa das Städtische Gymnasium besucht, doch davon überzeugt werden, die Arbeitsstelle anzutreten. Seit dem 1. April läuft der zunächst auf ein Jahr befristete Arbeitsvertrag, der im Anschluss in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis umgewandelt werden soll.


„Betrachtet man die Situation vor einem guten halben Jahr und vergleicht diese mit der aktuellen Lage, dann sind Fortschritte unverkennbar.“
Dagmar Göbbels

Alla, die in der Ukraine als Buchhalterin tätig war und den Sprachkurs A2 erfolgreich absolviert hat, absolviert derzeit bei der Arbeitsmarktförderungsgesellschaft low-tec den „Pflege-Pilot“, einen Qualifizierungsweg in Richtung Betreuung, Hauswirtschaft und Pflege. Zusätzlich hat sie nach ihrer freiwilligen Mitarbeit im Senioren- und Betreuungszentrum der Städteregion Aachen in Eschweiler (Johanna-Neuman-Straße) dort am 1. September eine Praktikumsstelle angetreten. Oksana, die mit ihrer neunjährigen Tochter, die die dritte Klasse der Grundschule Langerwehe besucht, in Weisweiler wohnt, hat einen Mini-Job als Büroangestellte inne und beginnt am 24. September ihren B2-Sprachkurs.

„Betrachtet man die Situation vor einem guten halben Jahr und vergleicht diese mit der aktuellen Lage, dann sind Fortschritte unverkennbar“, unterstreicht Dagmar Göbbels und erntet für dieses Zwischenfazit zustimmendes Kopfnicken der vier Ukrainer. Doch es könnte alles schneller gehen, wenn nicht so zahlreiche Vorschriften, Verordnungen und weitere „Herausforderungen“ zu beachten seien. Auch der Datenschutz zähle dazu und mache vieles nicht gerade leichter. „Die Daten von Alla, Oksana, Anna und Serhii sind alle im Job-Center hinterlegt. Doch es ist möglich, diese an die Familienkasse zu senden. Also heißt es, zehn-seitige Formulare auszufüllen“, nennt Dagmar Göbbels ein Beispiel, dem viele weitere (und hoch komplizierte) folgen könnten.

Keine Klagen

Doch klagen möchten die vor dem Krieg Geflüchteten keinesfalls. Im Gegenteil. Sie betonen, dass sie sich in Deutschland gut angenommen fühlen. Neben anderen Dingen vereint die Ukrainer ihr Wunsch, in Deutschland dauerhaft bleiben zu dürfen und ihr Wille, zu arbeiten. Auch und nicht zuletzt, um der deutschen Gesellschaft etwas zurückzugeben. Auf diesem Weg möchten Dagmar Göbbels und Übersetzer Sergei dem Quartett weiterhin zur Seite stehen. Als Freunde.

Zahl anerkannter Berufsabschlüsse steigt

Im Vergleich zum Vorjahr konnten im Jahr 2023 deutlich mehr ausländische Fachkräfte ihre Berufsausbildung in Deutschland anerkennen lassen, meldet das Statistische Bundesamt. Die Zahl stieg um rund 25 Prozent von 52.300 auf 65.300. Gegenüber dem Jahr 2016 hat sich die Zahl verdoppelt. Die gesetzliche Möglichkeit besteht seit 2012. Zuwanderer können so nachweisen, dass ihr ausländischer Abschluss gleichwertig zu einem deutschen Referenzberuf ist.

von Andreas Röchter
Eschweiler Zeitung, 26.09.2024

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