Bürgermeisterwahl in Stolberg
03. Mai 2019
Bernhard Engelhardt: Ihr Kandidat für die Freien Demokraten
Stolberg. Gewählt wird der Stolberger Bürgermeister diesmal für sechs Jahre. Das findet Engelhardt gut. Schließlich „ist Stolberg keine kurzfristige Sache“, sagt er. 2025 wäre Engelhardt dann Mitte 60. Er kann es sich gut vorstellen, als Bürgermeister noch einmal neu durchzustarten. In Merzenich habe das mit einem Polizisten als Bürgermeister schließlich auch sehr gut funktioniert, sagt er.
Liberale Ansichten spiegeln sich in seinen politischen Ansätzen wider, wenngleich Engelhardt grundsätzlich Grüttemeier bescheinigt, seine Sache gut gemacht zu haben. Es sind Details, aber auch grundsätzliche Fragen, die er als einer der Führer der Opposition im Stadtrat immer wieder zur Sprache gebracht hat, und die er nun in seiner Agenda anführt.
Und da steht an erster Stelle die gewaltige Förderkulisse, mit der die große Koalition die Stadt regenerieren möchte. „Wir müssen uns auch einmal über das Tempo unterhalten“, sagt Bernd Engelhardt. „Dass etwas getan werden muss, ist klar. Aber müssen überall in der Stadt gleichzeitig Baustellen sein?“, fragt sich der Liberale. Ein Beispiel dafür sei die Rathausstraße. „Es ist doch offensichtlich, dass der Baufirma nicht ausreichend auf die Finger geguckt wurde.“ Angesichts der Beeinträchtigungen der Hauptverkehrsader verstehe er nur zu gut die Beschwerden der Bürger sowie die Sorgen und Ängste der Geschäftsleute.
Die Projekte sind zwar im breiten Konsens im Stadtrat auf den Weg gebracht worden, aber Engelhardt geht es mehr um das Wie der praktischen Umsetzung. „Wir müssten hinterfragen, ob es förderunschädlich wäre, die einzelnen Maßnahmen zu strecken“, regt er an. Es sei eine Frage des Tempos auf der einen und des Arbeitspensums auf der anderen Seite. Offensichtlich sei, dass ursprüngliche Zeitpläne immer wieder aus dem Ruder liefen, Baustellen viel länger andauerten, als sie das sollten. Mit mehr Zeit könnten leistungsfähigere Firmen als Partner gewonnen werden, die ihren Job auch innerhalb des Zeitkorsetts bewältigen, meint Engelhardt.
Von dort aus ist es nicht weit zur Schwermetallbelastung des Stolberger Bodens. Was sich in diesem Bereich nun auf einmal abspiele, das kann der FDP-Politiker einfach nicht nachvollziehen und will es so auch nicht akzeptieren. Ewigkeiten bis vor einem Vierteljahrhundert habe Stolberg seinen eigenen Kompostplatz betrieben. Als dieser geschlossen wurde, um Platz für Gewerbeansiedlungen zu gewinnen, hat die Regio-Entsorgung den Stolberger Grünschnitt kompostiert. Und nun soll er verbrannt werden müssen? Eine Biogasanlage könnte aus Sicht des Liberalen eine Alternative sein oder andere Möglichkeiten müssten gefunden werden. Nur gehe es nicht an, dass die Stolberger auch noch zusätzlich für die Folgen der natürlichen sowie in der Folge von der Industrie verursachten Schwermetallbelastung zahlen müssten.
Bezahlen sollen die Bürger aus Sicht Engeldhardts zudem für eine immer noch mangelhafte Unterhaltung Stolberger Straßen. Alter, Verschleiß, Abschreibung summierten sich zu einem jährlichen Vermögensverlust in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Anstatt im gleichen Maße in die Unterhaltung zu investieren, stecke die Ratsmehrheit nur 0,5 Millionen Euro in die Substanzerhaltung. „Es wird bewusst mit dem Verfall kalkuliert“, argumentiert Engelhardt. Denn letztlich sei die Konsequenz der Neubau maroder Straßen. Und den müssten die Anlieger mit 70 bis 90 Prozent kofinanzieren. Der Stadt koste die neue Straße dann nur zehn bis 30 Prozent. Hinter diesem Vorgehen stecke System.
Auch in Sachen Bildung und Kultur müsse sich noch eine Menge tun. In den vergangenen Jahren sei die Unterstützung für das Goethe Gymnasium zu gering ausgefallen, da man den Schwerpunkt auf die beiden Gesamtschulen gelegt habe. „Wir müssen aufpassen, dass uns nicht ein Gymnasium wegbricht. Die Unterstützung muss breiter aufgestellt werden“, meint er. Und auch die Kupferstädter Weihnachtstage sind seiner Meinung nach noch nicht ganz ausgereift. Die Installation der Schlittschuhbahn in der Vergangenheit habe viele negative Auwirkungen gehabt. So seien etliche Händler weggebrochen, die man auch nach dem Ende der Eisbahn nicht mehr für Stolberg hätte gewinnen können. Engelhardt meint, dass man an der Katzhecke ebenfalls einen Weihnachtsmarkt einrichten solle, um so die Verbindung zur Burg zu schaffen.
Der Wahlkmapf hat für den 58-Jährigen übrigens schon begonnen. „Sobald sind etwas ergibt, bin ich natürlich dabei“, sagt er.
Schon drei Mal ist Engelhardt angetreten
Zum ersten Mal trat Bernd Engelhardt 1999 an und erhielt 2,57 Prozent der Stimmen. Damals setzte sich Hans-Josef Siebertz (CDU) durch. Im Jahr 2004 trat Engelhardt erneut an. Damals entfielen 7,52 Prozent der Stimmen auf ihn. In einer Stichwahl setzte sich schließlich Ferdi Gatzweiler (SPD) gegen Hans-Josef Siebertz (CDU) durch. Auch 2009 trat Engelhardt an. Damals sicherte er sich 6,15 Prozent. Auch in diesem Jahr wurde Ferdi Gatzweiler zum Bürgermeister gewählt.
Engelhardt ist in Stolberg geboren, verheiratet und hat sechs Kinder zwischen 12 und 35 Jahren.
aus „Ein bekanntes Gesicht soll es für die FDP richten“, Aachener Nachrichten, 20.12.2018