In Eschweiler geht's im Kreis, um den Kreis und um den Kreis herum
21. April 2024
Sie seien meist geprägt „von Hässlichkeit und Einfallslosigkeit“, meint die FDP zu den Kreisverkehren in der Stadt – und regt einen Gestaltungswettbewerb und/oder Schul- und Vereinsprojekte und Patenschaften zur Verschönerung an.
Die drei Glocken an der Glocke. Foto: Stefan Steins
Eschweiler. Die Mini-Kreisverkehre Auerbach Center und Odilienstraße nicht mitgezählt kommt Eschweiler auf 21,25 Kreisel. Das Viertel resultiert aus dem Kreisverkehr auf der Stadtgrenze zu Stolberg, hinter Pumpe, der zu drei Vierteln kupferstädtisch und mit einem Burg-Modell gestaltet ist. Nummer 21 ist ganz frisch am Dürwißer Friedhof im Zuge der Sanierung Jülicher Straße entstanden, mit einer Zierkirsche auf der Insel.
Nummer 19, der Kreisverkehr Südstraße, seit seiner Entstehung 2021 von Wildwuchs in Beschlag genommen, bekommt in Bälde eine „ordentliche“ Bepflanzung plus ein Insektenhotel, das wurde so jedenfalls im jüngsten Planungsausschuss mitgeteilt. Baulastträger Straßen.NRW und die Stadt haben schon im Juni 2022 eine entsprechende Vereinbarung getroffen.
Hotspot IGP
Der Hotspot der Kreisverkehre ist der IGP. Im Industrie- und Gewerbepark gibt es zwei größere gestaltete (u.a. mit einer Großskulptur ähnlich der vor dem Kraftwerk Weisweiler) plus sieben weitere Mini-Kreisverkehre.
Mini-Kreisverkehre werden grundsätzlich nicht gestaltet. Für IGP- wie RWE-Kreisel gilt zudem: Sie liegen nicht auf einer „prominenten“ Verkehrsachse, wie auch die Fischskulptur am Seezentrum Blausteinsee.
Im Gegensatz etwa zu den großen Mosaik-Segeln von Hans Stuchlik auf der L11 an der Zufahrt zum Blausteinsee (Baulastträger Straßen.NRW), die aus einer Wahrzeichen-Diskussion nicht mehr wegzudenken sind und von der FDP als glorreiche Ausnahme geadelt werden. Gestaltete/bepflanzte Kreisverkehre gibt’s zudem „An der Glocke“, in Bergrath (Hubertusrunde), Auf den Hufen (Hehlrath/Kinzweiler) und auf der Cäcilienstraße.
„Kreisverkehre sind großartige Chancen zur Gestaltung und zur Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Straßenraums“
Stefan Schulze, FDP-Fraktionsvorsitzender
Alles hässlich und einfallslos? Beim Wort „hässlich“ rudert FDP-Fraktionsvorsitzender Stefan Schulze im Gespräch dann auch ein bisschen zurück, das gelte sicher nicht für alle, betont aber weiter, dass „Kreisverkehre großartige Chancen zur Gestaltung und zur Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Straßenraums bieten“, auch als Darstellungsplattform für die Belange der Stadt, ihrer Vereine, Organisationen und Verbände. „Und sie haben auch etwas mit einem Selbstbildnis einer Stadt zu tun.“ Da könne eine schöne optische Gestaltung nicht schaden.
Aber es gibt tatsächlich noch Potenzial für weitere Gestaltungen, nämlich hier: Die zwei Kreisverkehre nördlich und südlich von Fronhoven (Aldenhovener Straße, Baulastträger auch hier Straßen.NRW) und beide ebenso mit Wildwuchs und schnödem Rasen wuchernd wie der Kreisverkehr bei Hücheln und auf der Dürwisser Straße am Gewerbegebiet In der Krause.
Eine schöne optische Gestaltung hatten wohl auch SPD und CDU beim Kreisel Südstraße im Kopf. Die Christdemokraten wollten einen Förderturm, die SPD eine Lore draufsetzen. Beides nicht weit weg von der Eschweiler lange prägenden Braunkohle, beides aber nicht nach dem Gustus des Landesbetriebs an dieser Stelle.
Was angesichts der „Genehmigung“ für die Stuchlikschen Segel am Blausteinsee doch etwas verwunderlich ist – in beiden Fällen Landesstraße (also in „Hoheit“ des Landesbetriebes) und in beiden Fällen „freie Strecke“ laut Einteilung von Straßen.NRW selbst – also eigentlich gleiche Voraussetzungen. Eigentlich...
Geregelt ist die Gestaltung von Verkehrsinseln im „Merkblatt Gestaltungsgrundsätze zu Mittelinseln bei Kreisverkehren“. Da heißt es unter anderem.: „Die Kreisinsel ist so zu gestalten, dass sie im Regelbetrieb nicht überfahren werden kann.“ Kann aber trotzdem passieren und ist an den Segeln am See auch schon so passiert. An dem Punkt hatte der Landesbetrieb für den Kreisel Südstraße anders als zuvor bei den Segeln am See dann wohl Bauchschmerzen bekommen, da einen festen Gegenstand mit Aufprallpotential zu installieren, heißt es dazu aus dem Rathaus. Und ein Insektenhotel leistet im Fall der Fälle eben keinen wirklichen Widerstand.
Die Mutter aller Kreisverkehre
Die Mutter aller Kreisverkehre in Eschweiler gibt es übrigens (leider) nicht mehr. Das ehemalige Prachtstück von einem Kreisverkehr findet man heute nur noch auf historischen Fotos oder Postkarten: Ein großer Kreisel vor dem Talbahnhof, inmitten ein Wasserbecken mit Springbrunnen – ein Aachener Europaplatz in Miniatur. Nur reingefahren ist keiner, was auch schwer war, denn er wurde von einer soliden, in etwa hüfthohen Mauer umrandet.
von Wolfgang Wynands
Eschweiler Zeitung, 19.04.2024