Stellungnahme der FDP-Fraktion zum Rathausquartier
27. Mai 2020
Einstimmiger Beschluss in der Fraktionssitzung vom 26. Mai 2020
Rathausquartier Eschweiler - Luftbildperspektive - Blick von Nordwesten. Bild: „Integriertes Handlungskonzept Innenstadt-Nord“, 2. Fortschreibung 16. Dezember 2016, Sitzungsvorlage Stadt Eschweiler 021/17
Nach intensiven Beratungen entschied sich die FDP-Fraktion, dem aktuellen Planentwurf des Rathausquartiers nicht zuzustimmen. Wir haben uns hiermit sehr schwer getan, weil wir wissen, dass die Bebauung dieses zentralen Grundstückes für die Entwicklung der Eschweiler Innenstadt eine herausragende Bedeutung hat. Wir nehmen jedoch in der Abwägung die wirtschaftlichen Nachteile in Kauf, weil wir glauben, dass dieses Quartier eine andere bauliche und Aufenthaltsqualität braucht.
Unsere Vorstellungen sind stark angelehnt an der 2. Fortschreibung des integrierten Handlungskonzeptes Innenstadt Nord, welches am 09. Februar 2017 einstimmig beschlossen wurde.
Die Hauptelemente waren Giebelhauszeilen mit dazwischen liegenden eingeschossigen Handelsbereichen, deren Dachflächen mit Dachgärten gestaltet sein sollten. Zur Dürener Straße ergab sich eine normale Häuserfront und keine leblose Wand, wie jetzt vorgesehen. In den Häuserreihen sollten barrierefreie Wohnungen entstehen mit Ausblick und Ausgang zu den Dachgärten. Weiterhin war eine Mischung aus Gewerbe, Büroflächen, Praxen, Gastronomie und Wohnen vorgesehen.
Die verkehrliche Anbindung sollte hauptsächlich über die Peilsgasse und eine entsprechende Tiefgarage erfolgen und mit über 50-70 Parkplätzen ebenerdig im Innenbereich in aufgelockerter Anordnung mit Grünbereich. Es sollte eine Verbindungsachse zwischen Markt/Wollenweberstraße und Peilsgasse durch das Quartier laufen, die alleenartig ausgebaut werden sollte. Von dieser abgehend sah der Plan großzügige Wegebeziehungen zur Dürener Straße und zu Indestraße vor.
Eine Vision mit Charakter und gewissem Flair.
Rathausquartier Eschweiler - Lageplan M 1:500. Bild: „Integriertes Handlungskonzept Innenstadt-Nord“, 2. Fortschreibung 16. Dezember 2016, , Sitzungsvorlage Stadt Eschweiler 021/17
Was haben wir nun:
- Eine Aneinanderreihung von großflächigen Verkaufshallen. Diese werden besetzt von Geschäften, die vom Typ oder sogar Anbieter (Aldi, Edeka etc.) im Umfeld von 2-3 km und teilweise näher mehrfach vorhanden sind. Diese werden keine Kaufkraft in Eschweiler erzeugen, sondern nur eine Umverteilung bewirken. Hierdurch werden die bekannten Einkaufszentren und -straßen z.B. Langwahncenter, Dürener Straße mit Aldi bis Netto, Dürwiß, Auerbachzentrum, Stich etc. geschwächt.
- Das Wohnen und die Büronutzung ist bis auf 12 Wohnungen für kinderlose Paare oder Singles (vielleicht werden hierin auf der zweiten und dritten Etage mit Blick auf ein durch Parkplätze dominierten Innenhof mal 25 Personen wohnen) und eine Etage mit Büros und Schulungsräumen der VHS sehr beschränkt umgesetzt. Der Innenbereich mit den Parkplätzen wird an Sonn- und Feiertagen, sowie abends keine Aufenthaltsqualität bieten. Eventuell entsteht hier ein Angstraum.
- Zur Dürener Straße und zur Peilsgasse wird es keine Wegeziehungen geben. Der Hauptzugang wird über die Wollenweberstraße für PKWs und Fußgänger, sowie Fahrradfahrer sein. Nicht attraktive Zuwegungen sollen entlang der Rathausseite entstehen.
- Das Bild zur Indestraße wird geprägt durch 2 LKW-Anlieferungshallen rechts und links des Rathauses mit Zufahrten und seitlichen Toren, die im Gebäudekomplex integriert sind. z.B. wird die Höhe zur Indestraße, zur Wollenweberstraße und zur Peilsgasse 11,50 m und mehr betragen. (Die Anlieferung soll ja nur nachts passieren, sehr unwahrscheinlich!)
- Wie sieht das Bild zur Dürener Straße aus? Eine Hallenmauer unterbrochen von Fluchttüren mit einer Höhe von etwa 6,5m. Diese endet an der Peilsgasse mit einer 3. LKW-Anlieferungshalle. Vor dieser Halle soll dann noch ein Kindergarten gebaut werden, der wahrscheinlich von dieser Wand im Außenbereich stark verschattet wird.
Hierzu gäbe es noch viel zu schreiben. Aber wir müssen feststellen, dass dies kein Plan für die Aufwertung eines Innenstadtquartiers darstellt und der Städtebauliche Ansatz nach unserer Ansicht völlig unzureichend ist.
Die FDP-Fraktion kann im Hinblick auf die sinnvolle Weiterentwicklung der Innenstadt die jetzt vorliegenden Pläne nicht mittragen.